Freitag, August 25, 2006

IWBG · KLUGE

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Sofie Kluge
Der Allegoriebegriff und die Kritik des Nominalismus
in Walter Benjamins
»Ursprung des deutschen Trauerspiels«


Das Trauerspiel-Buch ist nach Auffassung von Sofie Kluge der ambitionierteste und vollendetste Ausdruck der allegorischen Interpretations- und Texttheorie, in die das wichtigste Erbe Walter Benjamins blieb. Ihr Aufsatz untersucht den Begriff einer philosophisch veranlagten, aber historisch verwurzelten Interpretations- und Texttheorie, der in der erkenntnistheoretischen Vorrede dargelegt wird, in Zusammenhang mit dem Allegoriebegriff des Abschnittes Allegorie und Trauerspiel. Der Allegoriebegriff wird hier nicht nur als Schlüssel der ästhetischen Form, welche Objekt der benjaminischen Untersuchung ist (d.h. des Trauerspiels) gelesen, sondern auch als allegorische Praxis, die zugleich den Hintergrund der benjaminischen Interpretationstheorie bildet. Um diesen Zusammenhang zwischen der Interpretationstheorie und der Texttheorie Benjamins zu veranschaulichen, hebt Kluge einen Aspekt der methodologischen Problematik der Vorrede hervor, nämlich die Parallelisierung der zeitgenössischen kunsttheoretischen Diskussion mit dem sogennanten Universalienstreit zwischen Realisten und Nominalisten im Mittelalter. Die verschiedenen Aspekte dieses Schismas eignen sich nach Kluge besonders dazu, die grundlegende Opposition der Vorrede zwischen Benjamins Schlüsselbegriffen von Darstellung und Ursprung als Ausdruck einer (obschon stark moderierten) realistischen Position, und der zeitgenössischen neokantianischen und empiristisch beeinflußten Kunsttheorie als Ausdruck eines modernen Nominalismus zu beschreiben. Zugleich erklärt, ihrer Auffassung nach, die Fokusierung auf die Aktualisierung Benjamins des Universalienstreites die sonst rätselhafte ›Ideenlehre‹ der Vorrede und verbindet sie mit dem Allegoriebegriff, indem die beiden auf dieselbe sprachliche Problematik bezogen werden.




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